Am Abend und bei Nacht entstehen sehr reizvolle Fotos. Viele scheuen jedoch den Aufwand und das Know-How, das hinter guten Nachtaufnahmen steckt. Dabei ist es gar nicht so schwer und kann sogar im heimischen Wohnzimmer geübt werden.

Besonders interessant sind solche Fotos in Städten wie Hamburg, da sie bei Dunkelheit eine Vielzahl von Straßenlichtern, Fahrzeugen und beleuchteten Gebäuden entfalten. Im Dunkeln wirkt eine Stadt oftmals viel lebendiger und interessanter, als am Tage. Gerade Hamburg eignet sich hervorragend, da Fotospots wie die Speicherstadt, der Hafen oder viele Sehenswürdigkeiten wie das Rathaus oder das Chile-Haus abends beleuchtet werden.

Binnenhafen in der Speicherstadt am Abend nach einem sonnigen Tag (2014)

Binnenhafen in der Speicherstadt am Abend nach einem sonnigen Tag (2014)

Sieht am Tage ganz anders aus: An einem bewölkten Tag aufgenommenes Foto von dem Binnenhafen (2014)

Sieht am Tage ganz anders aus: An einem bewölkten Tag aufgenommenes Foto von dem Binnenhafen (2014)

Die richtige Tageszeit auswählen

Sehr wahrscheinlich werden die meisten antworten, dass die Tageszeit eigentlich klar ist: Nacht! Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Wie im Artikel über Tageszeiten beschrieben, ist das Sonnenlicht zu den jeweiligen Tageszeiten vollkommen unterschiedlich. Das gleiche gilt am Abend und bei Nacht, wo man noch indirektes Sonnenlicht aufnehmen kann.

Welche Tageszeit ist also die „richtige“ für Fotografien bei Nacht? Die Antwort lautet: Das hängt ganz davon ab, welche Art von Fotos gewünscht ist. Leider ist dies einmal wieder eine der schwammigen Aussagen, die man oft zu Lesen bekommt. Auch liegt Schönheit oft im Auge des Betrachters. Konkreter wird daher es mit Beispielen:

Blaue Stunde

Die blaue Stunde ist nicht, wie man vermuten könnte, exakt eine Stunde lang. Sie ist je nach geografischer Lage und Jahreszeit zum Teil nur 10 Minuten lang, manchmal wird es gar nicht richtig dunkel. Im Sommer ist die blaue Stunde in Hamburg ca. 1,5 bis 2 Stunden lang sichtbar. Im Winter ist sie kürzer und bei klarem Himmel ca. 45 Minuten lang zu sehen. Die blaue Stunde ist die Zeit direkt vor Sonnenauf- oder direkt nach Sonnenuntergang.

Dieses Foto vom Dockland Officebuilding ist im März zur blauen Stunde gegen 18.30 Uhr entstanden.

Dieses Foto vom Dockland Officebuilding ist im März zur blauen Stunde gegen 18.30 Uhr entstanden.

Die blaue Stunde kommt immer dann fotografisch zur Geltung, wenn das blaue atmosphärische Restlicht den Himmel leuchten lässt. Zum einen ist der Himmel blau eingefärbt. Zum Anderen werden dunkle unbeleuchtete Stellen ebenfalls etwas heller, als in der Nacht. Das hat den Vorteil, dass die tiefen Schatten nicht vollständig schwarz auf den Fotos erscheinen, sondern immer noch ein wenig Zeichnung in den dunkelsten Stellen auf euren Fotos erkennbar ist. Das Restlicht ist nicht so stark, dass Lichter überstrahlt werden und bietet ein Gleichgewicht zu dem Himmel. So ist die blaue Stunde perfekt, um Fotos mit Zeichnung in den Schatten und in den Lichtern zu erhalten.

In der Regel ist dies das beste Licht für die Nachtfotografie bzw. Fotografie in der Dunkelheit, da so die vielen Lichter einer Stadt besonders zur Geltung kommen. Das Wetter ist nicht so entscheidend, weil der Himmel immer blau erscheint, auch wenn der gesamte Tag trist und grau war. Jedoch ist das Blau intensiver, wenn keine Wolken am Himmel sind und es ist meistens eine Abendröte zu sehen.

Nacht

Manchmal kann es auch gewünscht sein, dass Fotos entstehen, auf denen der Himmel wirklich tief schwarz ist. Dazu sollte eine Tageszeit nach bzw. vor der blauen Stunde gewählt werden. Besonders reizvoll sind Fotos, auf denen Sterne zu erkennen sind. Das funktioniert am besten, wenn der Himmel möglichst wenig Restlicht von der Sonne reflektiert. Perfekt ist die Zeit genau in der Mitte zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang.

Tipp: Man sollte nicht zu spät fotografieren, wenn man die Beleuchtung von Gebäuden ablichten möchte. In vielen Städten werden diese bereits recht früh ausgeschaltet.

Fotos bei Nacht sehen wegen der vielen Lichter besonders in Städten sehr ansprechend aus.

Fotos bei Nacht sehen wegen der vielen Lichter besonders in Städten sehr ansprechend aus.

Die richtige Jahreszeit auswählen

Sommerhalbjahr

Durch lange Tage und kurze Nächte ist in Mitteleuropa das Sommerhalbjahr geprägt. Dadurch verkürzt sich die für Nachtaufnahmen nutzbare Zeit auf ein Minimum. Zur Sommersonnenwende geht die Sonne erst gegen 22.00 Uhr unter und geht bereits um ca. 4.30 Uhr wieder auf. Die blaue Stunde ist in dieser Zeit länger und zu diesen Uhrzeiten sind meistens weniger Menschen auf den Straßen unterwegs.

Winterhalbjahr

Das Winterhalbjahr eignet sich für Nachtaufnahmen gut, weil die dunkle Zeit am Tag deutlich länger ist. Insbesonders sind in Städten schon früh am Tag Straßenlichter und die Beleuchtungen in Gebäuden eingeschaltet, sodass die Straßen sehr belebt aussehen. Die Sonne geht in dieser Zeit oft schon um ca. 17.00 Uhr unter und erst gegen 8.00 Uhr wieder auf.

Tipp: In Bürogebäuden ist zu dieser Uhrzeit das Licht noch eingeschaltet, weil es sich noch um normale Arbeitszeiten handelt. (zum Beispiel: Dockland) Nicht umsonst gilt der November als einer der besten Monate für das Fotografieren in zur blauen Stunde.

Ausrüstung für Fotos bei Dunkelheit

Da für das Fotografieren bei Nacht längere Belichtungszeiten nötig sind, muss dies auch bei der Ausrüstung berücksichtigt werden. Um bei Dunkelheit scharfe Fotos zu erzielen, sind manche Ausrüstungsgegenstände daher unabdingbar, manche erleichtern die Arbeit ungemein. So manche Ausrüstung hilft außerdem zu bestimmten Jahreszeiten weiter.

Folgende Ausrüstungsgegenstände dürfen auf keinen Fall vergessen werden:

  • natürlich eine geeignete Kamera
  • Stativ

Als Alternative für ein Stativ kann man auch eine stabile Auflage für die Kamera verwenden. Wichtig ist lediglich, dass sie sich während der Belichtung nicht bewegen kann. Als mobile Alternative zu einem Stativ eignet sich ein sogenannter Bohnensack besonders gut. (Stoffbeutel gefüllt mit trockenen Bohnen, Linsen oder Kirschkernen) Der Bohnensack passt sich der Form des Untergrunds und der Kamera an. So ist es sogar möglich, die Kamera auf einem Brückengeländer stabil zu fixieren.

Ein Irrglaube ist oft, dass man ein besonders lichtstarkes Objektiv bzw. eine solche Kamera benötigt. Um die typischen Nachtaufnahmen zu machen, braucht man das aber nicht. Lichtstarke Optiken spielen ihre Vorteile eher in anderen Bereichen aus, weshalb in diesem Fall darauf verzichtet werden kann. Eine „normale“ Linse (z. B. die Linse, die beim Kauf der Kamera im Kit enthalten war) reicht völlig aus.

Ausrüstung für mehr Komfort:

Mit dem folgenden Kamerazubehör kann man ein wenig mehr Komfort erzielen, ist aber nicht zwingend notwendig.

  • Fernauslöser (Kabel oder Infrarot/Funk)
  • ein Klapphocker
  • Taschenlampe (auch als Fokussierhilfe in sehr dunklen Umgebungen)
  • Visitenkarten (weil man oft angesprochen wird)
  • eine Uhr, um die Zeit nicht völlig zu vergessen

Ausrüstung im Winter:

  • Handschuhe und warme Kleidung
  • Ersatzakku für die Kamera

Gerade Akkus neigen dazu, bei Kälte deutlich weniger Kapazität zu entfalten, als bei Zimmertemperatur. Daher sollte immer ein Ersatzakku mitgenommen werden. Am besten ist es, wenn dieser in Körpernähe aufbewahrt wird, bis er zum Einsatz kommt. Falls kein Ersatzakku vorhanden ist, sollte zumindest der Akku voll geladen sein und bis zum Einsatz warm (körperwarm) gehalten werden. Nichts ist ärgerlicher als ein leerer Akku, wenn man gerade die besten Aufnahmen macht.

Foto in der Dunkelheit aufnehmen

Um Fotos bei Dunkelheit bzw. bei wenig Licht aufzunehmen, ist es vor allem nötig, dass die Kamera mehr Licht aufnimmt, als üblich. Dazu hat der Fotograf oder die Kamera verschiedene Optionen, um mehr Licht auf den Sensor zu bekommen.

Option 1: Belichtungszeit erhöhen

Durch die längere Belichtung kommt mehr Licht auf den Sensor. Das Bild neigt allerdings dazu, zu Verwackeln. Insbesondere ohne Stativ ist es fast nicht möglich, höhere Belichtungszeiten zu verwenden.

Option 2: Blendenöffnung vergrößern

Je größer die Blende ist, desto mehr Licht trifft auf den Kamerasensor. Eine große Blendenöffnung reduziert die Schärfentiefe, was oft ein gewollter Effekt ist, um Unschärfen im Hintergrund darzustellen. Bei kleiner Blendenöffnung erreicht man es, dass Lichter (Straßenlaternen, Beleuchtung von Autos, usw.) sternförmig werden, was insbesondere bei der Nachtfotografie oft sehr reizvoll ist. Jedoch bieten manche Kameras (gerade Kompaktkameras) leider keine Option, um die Blende zu beeinflussen. Diese Einstellung trifft bei solchen Kameras die Automatik selbst.

Option 3: ISO-Empfindlichkeit erhöhen

Mit Hilfe der ISO-Empfindlichkeit steuert man sehr direkt, wie empfindlich der Kamerasensor auf Licht reagiert.

Mit der ISO-Empfindlichkeit kann man unabhängig von den anderen Parametern steuern, wie „hell“ das Licht vom Sensor wahrgenommen wird. Leider neigen die Sensoren bei höheren Empfindlichkeiten zu sichtbaren Bildrauschen. Daher ist ein kleinerer Wert in der Regel zu bevorzugen. (Wie klein, hängt vom verwendeten Kameramodell ab und muss ausprobiert werden) Am besten ist das Rauschverhalten bei kleinster ISO-Stufe.

Mein persönliche Favorit: Belichtungszeit erhöhen (ca. 30 Sekunden – je nach Lichtverhältnissen), ISO auf 100 stellen, Blende zwischen 11 und 16 einstellen (für Sternbildung – je nach Objektiv und Lichtquelle unterschiedlich)

Nachtfotografie mit der Kompaktkamera

Kompaktkameras bieten oft keine Möglichkeit ISO, Blende und Belichtungszeit zu beeinflussen. Mit „Kompaktkameras“ sind alle Kameras gemeint, die solche Optionen nicht haben (auch Handykameras). Mit diesen Kameramodellen ist trotzdem möglich, in der Nacht zu fotografieren. Wie gut das funktioniert, hängt vom verwendeten Modell ab. Hier möchte ich zeigen, wie es mit den meisten Kameras klappen sollte. Ein Versuch zu Hause kann Klarheit darüber verschaffen, ob es funktioniert.

An der Kompaktkamera sollten folgende Einstellungen gewählt werden:

  • Blitz aus
  • Belichtungskorrektur etwa um -1 EV (hängt von der Umgebungshelligkeit und der Messautomatik ab – verschiedene Einstellungen probieren)
  • Bild-Stabilisierung ausschalten, sofern vorhanden
  • Selbstauslöser an (vermeidet Verwacklungen beim Drücken des Auslösers)

Falls die Kompaktkamera ein Nacht-Programm hat, kann auch dies verwendet werden. (geeignet sind oft auch die Programme für Feuerwerk oder Nachtportrait, wenn man den Blitz dann ausschaltet) Damit stellt sich die Kamera besser auf die Lichtverhältnisse ein und man bekommt bessere Ergebnisse. Dann sollte man erst einmal keine Belichtungskorrektur einschalten, sondern den ersten Versuch abwarten.

Nachdem die Einstellungen gewählt worden sind und die Kamera auf einem Stativ oder einer festen Oberfläche Platz genommen hat, kann ein erster Versuch gestartet werden.

  1. Bildausschnitt wählen
  2. Fokuspunkt wählen, wenn die Kamera dies unterstützt (der hellste Punkt ist meistens der geeignete)
  3. Fokussieren (Auslöser halb herunterdrücken)
  4. Selbstauslöser der Kamera betätigen (Auslöser ganz herunterdrücken)
  5. Kurz warten (ca. 2-10 Sekunden – je nach Selbstauslöser)
  6. Kamera löst aus
  7. Bild überprüfen

Es ist wahrscheinlich nicht leicht, den Bildausschnitt korrekt zu wählen, da zu wenig Umgebungslicht existiert und damit das Display wenig anzeigt. Am besten orientiert man sich an den hellsten Lichtern, um den Bildausschnitt abschätzen zu können. Der Autofokus versagt bei wenig Licht ebenfalls ziemlich oft. Hier kann man bei vielen Kameras ein wenig nachhelfen, indem man das Viereck auf dem Display dahin verschiebt, wo Kontraste zwischen Lichtern und Schatten gut erkennbar sind. Auch kann man mit einer Taschenlampe den Fokuspunkt beleuchten, um der Kamera zu helfen.

Wenn das fertige Foto auf dem Display angezeigt wird, kann man in etwa einschätzen, ob es zu dunkel oder zu hell belichtet wurde. Es sollte dabei beachtet werden, dass das das Display im Dunkeln heller wirkt, als man es sonst gewöhnt ist. Mit der Belichtungskorrektur kann man jetzt noch ein wenig nachjustieren. Wenn zuvor -2 EV gewählt wurde, kann man jetzt beispielsweise -1 EV versuchen, um das Bild ein wenig aufzuhellen.

Das Fotografieren mit Kompaktkameras bei Nacht ist eine gewisse Herausforderung. Hier hat man weniger Einfluss auf die Einstellungen und muss selbst ausprobieren und lernen, wie die Automatik der jeweiligen Kamera auf die Situation reagiert. Aber ganz bestimmt kommen spannende Ergebnisse dabei heraus.

Ein Beispiel hier:

Die Köhlbrandbrücke zur nautischen blauen Stunde mit einer Kompaktkamera aufgenommen.

Die Köhlbrandbrücke zur nautischen blauen Stunde mit einer Kompaktkamera aufgenommen.

Nachtfotografie mit der Spiegelreflexkamera

Wenn man in der glücklichen Lage ist, eine Spiegelreflexkamera zu besitzen, dann hat man viele Möglichkeiten, die Belichtung manuell zu beeinflussen. Einschränkungen, die Kompaktkameras haben, gelten hier nicht. Natürlich bieten auch Spiegelreflexkameras automatische Motivprogramme, die sich jedoch dann nicht von Kompaktkameras unterscheiden. Daher sollte eines der Kreativprogramme Av oder A (Blende manuell, Belichtungszeit automatisch) oder M (Blende und Belichtungszeit manuell einstellen) bevorzugt werden.

Einstellungen an der Kamera:

  • Modus Av bzw. A oder M
  • Blitz aus (eingeklappt lassen)
  • Bei Av: Belichtungskorrektur zwischen etwa um -1 EV (hängt von der Umgebungshelligkeit und des Messautomatik ab – wie bei den Kompaktkameras sollte man hier verschiedene Einstellungen testen)
  • Bild-Stabilisierung ausschalten, sofern vorhanden.
  • Fokus manuell
  • Blende möglichst klein, um die Lichter sternförmig strahlen zu lassen. Die Blende sollte aber nicht zu weit geschlossen werden, weil dann die Bildschärfe abnimmt. Eine Blende zwischen F11 und F16 ist meistens ein recht brauchbarer Wert.
  • ISO auf 100 setzen, um möglichst wenig Bildrauschen zu haben
  • Spiegelverriegelung oder Spiegelvorauslösung aktivieren
  • Selbstauslöser aktivieren (2 Sekunden oder mehr) oder Fernauslöser verwenden

Bei manueller Belichtung muss jetzt noch die Belichtungszeit gewählt werden. Um den Belichtungsmesser der Kamera benutzen zu können, kann man im Av-Modus den Auslöser halb durchdrücken. Dadurch schlägt die Kamera eine Verschlusszeit auf Basis der gewählten Blende, ISO und Belichtungskorrektur vor. Der Wert wird wahrscheinlich im Bereich von mehreren Sekunden liegen und kann einfach in den M-Modus übertragen werden. Sollte der Wert nahe an 30 Sekunden oder darüber liegen, ist es unter Umständen hilfreich die ISO-Empfindlichkeit auf den Wert 200 zu setzen. Damit wäre dann nur die Hälfte der Belichtungszeit für die gleiche Belichtung nötig, kann aber zu mehr Rauschen führen.

Jetzt kann mit dem ersten Testbild begonnen werden.

  1. Bildausschnitt wählen
  2. Fokussieren (siehe auch Tipps und Tricks)
  3. Auslöser bestätigen, um den Spiegel hochzuklappen (bei Spiegelvorauslösung)
  4. ggf. Auslöser ein zweites Mal bestätigen, um das Bild dann zu belichten
  5. Kamera belichtet
  6. Bild überprüfen

Jetzt ist das Testbild bereits fertig. Es sollte geprüft werden, ob die Belichtung passt und ggf. mit der Belichtungszeit nachjustiert werden. Wirkt das Bild zu dunkel, kann zum Beispiel die Belichtung um eine Belichtungsstufe verlängert werden. (Verdoppelung der Belichtungszeit) Wirkt das Bild zu hell, kann die Belichtungszeit um die Hälfte reduziert werden. Da viele Kameras die manuelle Belichtung bei maximal 30 Sekunden begrenzen, kann auch der ISO-Wert angepasst werden (z. B. von ISO 100 auf ISO 200 entspricht dann, wie bereits erwähnt, der Verdoppelung der Belichtungszeit). Eine Alternative stellt der Bulb-Modus dar, bei dem man bei vielen Kameras fast beliebig lang belichten kann, aber einen Fernauslöser braucht, um das Bild nicht zu verwackeln.

6 Tipps für die Nachtfotografie

Tipp 1: Trinken und Essen nicht vergessen!

Nichts ist schlimmer, als wenn man wegen Durst oder Hunger die Fototour abbrechen muss. Denkt daher lieber daran, etwas zu trinken und – wenn ihr länger unterwegs seid – auch eine Kleinigkeit zu essen mitzunehmen.

Tipp 2: Damit rechnen, dass man angesprochen wird

Gerade, wenn man in der Dunkelheit mit Stativ und Kamera unterwegs ist, mag das auf manche Menschen befremdlich wirken. Das liegt daran, dass viele Menschen nicht wissen, dass man auch in dunkleren Umgebungen fotografieren kann. Daher wird man oft angesprochen. Sätze wie „Wird das denn was?“ oder „Was machen Sie denn da?“ hört man oft. Dank der längeren Belichtungszeit ist Zeit, ins Gespräch zu kommen. Nutzt diese Zeit und verteilt Visitenkarten. Vielleicht wird es mit ein paar Besuchen auf der Homepage oder einfach netten Gesprächen belohnt.

Tipp 3: RAW fotografieren

Generell empfehle ich allen, die eine Kamera mit der Möglichkeit in RAW zu fotografieren besitzen, diese Funktion auch zu nutzen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Viel größerer Dynamikumfang, um die Belichtung im Nachhinein zu korrigieren, der Weißabgleich kann nachträglich zu 100% gesetzt werden, keine Artefakte durch JPEG-Komprimierung und eine grundsätzlich bessere Bildqualität. Man muss sich nicht mehr auf die Kamera und ihre Automatik verlassen, sondern kann die Nachbearbeitung selbst in die Hand nehmen. Gerade bei der Nachtfotografie spielt man die Vorteile des RAW-Formates aus: Oft sitzt nämlich der Weißabgleich noch nicht so, wie er in der Natur wirkte. Manche mögen jetzt argumentieren, dass eine Nachbearbeitung mit einem natürlich Bild nichts mehr zu tun hat. Das stimmt aber nicht ganz und liegt immer auch an demjenigen, der die Entwicklung durchführt. Führt man eine moderate Bearbeitung durch, ist das Ergebnis ähnlich zu einer Auto-JPEG-Entwicklung der Kamera, kann jedoch besser kontrolliert werden. Die Kamera selbst führt nämlich auch selbst eine RAW-Entwicklung durch, wenn sie Bilder als JPEG abspeichert. Nur wenn in RAW fotografiert wurde, liegt es an einem selbst, wie das Resultat am Ende aussieht. Man hat es also selbst in der Hand, ob man es mit einigen Einstellungen übertreibt oder nicht. (Noch ein Tipp am Rande: Man braucht nicht gleich Adobe Lightroom. Die Kamerahersteller liefern eine RAW-Entwicklungs-Software in Regel gleich mit)

Tipp 4: Bildrauschen bei hohen Belichtungszeiten trotz ISO 100

Bildrauschen entsteht dadurch, dass der Kamerasensor warm wird. Bei hohen ISO-Werten wird der Sensor mit einer höheren elektrischen Spannung versorgt, wodurch leicht zu erklären ist, dass er sich erhitzt. Bei ISO 100 ist die Spannung jedoch am geringsten. Manchmal kommt es aber auch dann zu verstärktem Bildrauschen. Hier gibt es zwei Erklärungen. Erstens wird der Sensor bei längerer Belichtung auch längere Zeit mit Strom versorgt. Das ist ein Grund für die Erwärmung. Zweitens sorgt auch die Verwendung des Live-View-Modus dafür, dass der Sensor in Betrieb ist. Durch den Dauerbetrieb wird er auch ständig mit Strom versorgt und rauscht mehr, als wenn man mit dem optischen Sucher arbeitet und der Sensor nur für die Belichtung in Betrieb ist.

Tipp 5: Manuell fokussieren mit einer Spiegelreflexkamera

Das manuelle Fokussieren ist nicht einfach. Daran ändern auch Spiegelreflexkameras nichts. In einem unbeweglichen Motiv und einem Stativ kann es aber von Vorteil sein, wenn der Fokus manuell gewählt wird. Um dies zu erleichtern kann man in den Live-View-Modus schalten und auf die höchste Zoomstufe stellen. Bei der Live-Ansicht in der höchsten Zoomstufe kann man dann viel präziser fokussieren, als wenn man dies mit Hilfe des optischen Suchers nach Augenmaß macht.

Tipp 6: Live-View-Modus anstatt Spiegelvorauslösung verwenden

Wenn man ohnehin schon den Live-View-Modus zum Fokussieren verwendet, kann man sich auch gleich die Spiegelvorauslösung sparen. Der Spiegel ist dann bereits in „Arbeitsposition“ und kommt ohne eine weitere Erschütterung beim Belichten aus.

Fazit

Die Fotografie bei Dunkelheit kann auch mit einfacher Ausrüstung viel Freude bereiten. Die besten Ergebnisse erreicht man aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten jedoch mit einer Spiegelreflexkamera. Wer als Einsteiger einmal in den Bereich hineinschnuppern möchte, kann aber auch mit einer Kompaktkamera gute Ergebnisse erzielen. Das besondere an der Nachtfotografie ist, dass man gezwungen ist, sich mit dem Motiv und der Kamera zu beschäftigen. Man muss sowohl das Motiv, als auch die Tageszeit planen. Die oft verwendete „Point-and-Shoot-Technik“ ist nicht anwendbar und führt nicht zu den gewünschten Ergebnissen. Durch diese Art zu arbeiten vertieft man automatisch seine Kenntnisse in der Fotografie und der Bedienung der eigenen Kamera.

Wenn man sich auf die Technik und die notwendige Zeit einlässt, wird man mit guten Ergebnissen belohnt. Insbesondere bei der RAW-Entwicklung ist viel Spielraum vorhanden. Ein nachträglicher Weißabgleich gehört dabei zu den Pflicht-Anpassungen, der das Foto aufgrund der vielen unterschiedlichen Farbtemperaturen noch einmal deutlich verbessern kann.

Viel Spaß beim Fotografieren!

Dir hat dieser Beitrag gefallen? Zeige ihn deinen Followern.

Geschrieben von Daniel Peters

Daniel Peters ist Fotograf bei Hamburger Fotospots und widmet sich mit seinen Blog-Beiträgen den vielen Fotospots der norddeutschen Hansestadt. Dabei schreibt er nicht nur von Fotospots, sondern auch über Events, Foto-Touren und andere Themen, die Hamburg betreffen.

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare

  1. Detlef Antworten

    Super Artikel. Schön auch, dass du dir Gedanke über die Leute machst, die keine Spiegelreflex- oder Systemkamera besitzen.

  2. padaphant Antworten

    Die Nachtfotografie bei Dunkelheit gelingt mir ganz gut, aber zur blauen Stunde habe ich das Problem, dass der Himmel zu hell ist und überbelichtet wird im Vergleich zu den Objekten. Hast du da einen Tipp oder liegt es evtl. daran, dass ich den richtigen Zeitpunkt verpasst habe oder benutzt du einen Verlaufsfilter? Über eine Belichtungskorrektur bin ich auch nicht zu zufriedenstellenden Ergebnissen gelangt.

    • Daniel Peters Antworten

      Hallo padaphant!
      Ich empfehle das RAW-Format, um ein bisschen Reserven in der Entwicklung zu haben. Einen Verlaufsfilter oder ähnliche Hilfmittel verwende ich nicht. Ein guter Zeitpunkt ist ungefähr der Übergang von der zivilen zur nautischen blauen Stunde. Dann ist der Himmel nicht mehr so hell. Andere schwören auch auf mehrere Belichtungen, um ein HDR zu erstellen. Das mache ich aber nur in Sonderfällen.
      Viele Grüße,
      Daniel

  3. Ulrike Antworten

    Hallo Daniel, habe mit großer Interesse deinen Beitrag gelesen. Ich fotografiere sehr gern und habe mir neulich eine Spiegelreflexkamera zugeleht – meine 1. :-)
    Nur von den Einstellungen habe ich noch keine Ahnung…. also werde ich gleich einmal deine Empfehlungen umsetzen….
    Danke dafür ;-)

    • Daniel Peters Antworten

      Moin Ulrike,
      wenn du Lust hast, dich damit zu beschäftigen, wirst du durch bessere Ergebnisse belohnt. Es lohnt sich wirklich. Viel Spaß beim Fotografieren mit deiner neuen Spiegelreflexkamera!
      Viele Grüße,
      Daniel

Schreibe einen Kommentar zu Daniel Peters Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert